Die Modebranche verursacht ganze 1,2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr – und damit mehr als die Schifffahrts- und Luftfahrtindustrie zusammen. Vor diesem Hintergrund wird die öffentliche Forderung nach einem verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Geschäftsgebaren immer dringlicher. Eine Quantis-Studie aus dem Jahr 2018 ergab, dass über 90 % dieser Emissionen auf vier Aktivitätsbereiche zurückzuführen sind: Färbung und Veredelung, Stoffaufbereitung, Garnaufbereitung und Faserherstellung. Alles Prozessschritte, bei denen die komplette Wertschöpfungskette auf vollständige und genaue Auftragsschätzungen angewiesen ist, um nur das zu produzieren, was tatsächlich benötigt wird. Hierfür spielt die Stückliste (englisch: Bill of Materials; abgekürzt häufig auch BoM) eine fundamentale Rolle: Während eine ungenaue BoM schnell zum Hauptfaktor überflüssiger Ressourcenverschwendung avanciert, kann eine gründlich konzipierte und prognostizierte BoM der geheime Held der eigenen Marken-Nachhaltigkeit werden.
In diesem Artikel erklären wir, wie sich eine (un)vollständige Zusammensetzung der Stückliste auf die eigene Wertschöpfungskette auswirkt, wie PLM die Stücklisten-Qualität verbessert und wie auf diesem Wege neues Potenzial für ein nachhaltigeres Handeln entsteht.
Ganz gleich, ob es sich um Schuhe, Kleidung oder Accessoires handelt, eine Stückliste ist im Wesentlichen eine vollständige Auflistung aller Artikel und ihrer jeweiligen Mengen und Kosten, die du für die Herstellung eines Produkts benötigst – deshalb wird sie auch oft mit einer Einkaufsliste verglichen. Und wenn wir vollständig sagen, dann meinen wir das auch so: Jeder Millimeter des Stoffs und der Nähte eines Kleidungsstücks sowie jeder vorgesehene Reißverschluss oder Knopf sollte darin enthalten sein.
Obwohl jede Stückliste auf das jeweilige Produkt zugeschnitten sein sollte, enthält sie in der Regel die Kategorie der Komponenten (z. B. Herstellung, Schnitt, Verbindungsstoffe), ihre Größe/Abmessung, die Farbe, den Lieferanten, die benötigte Menge und die Positionierung des Materials auf dem Kleidungsstück. Auf diese Weise kannst du einen kategorischen Überblick über alle Materialkosten behalten, um Einkäufe besser zu planen und schließlich so ressourcen- und abfalleffizient wie möglich zu produzieren, ohne auch nur das kleinste Detail zu übersehen.
Die Bill of Materials stammt direkt aus der Feder eines Designers mit eigenen Illustrationen und Vorstellungen über Merkmale, Materialien und Farben. All diese Spezifikationen müssen von den Teams innerhalb der Produktentwicklung sorgfältig in eine klar definierte, detaillierte Stückliste übertragen werden, die es ermöglicht, den tatsächlichen Materialbedarf genau zu erfassen. Die Produkttechniker genehmigen dann Farben, Muster, Körpermaße, Endanpassungen und die Qualitätssicherung und bereiten die Übergabe an die Lieferanten vor.
Kleinste Fehler können hier zu erheblichen abteilungsübergreifenden Störfaktoren führen und die operative Wertschöpfungskette während des gesamten Entwicklungszyklus lähmen. So können ungenaue Mengenschätzungen Lieferengpässe verursachen und die Produktion zum Stillstand bringen. Darüber hinaus wirken sich inakkurate Produktkalkulationen auf deinen ROI (Return on Investment) und folgende strategische Budgetentscheidungen aus, während unbemerkte Fehler bei der Dateneingabe in Qualitätsproblemen und Kundenrückgaben münden können.
Die meisten Modemarken sind ständig auf der Suche nach Möglichkeiten, ihre Produkte und Abläufe nachhaltiger zu gestalten, sei es im Hinblick auf die externe Vermarktung, ihre eigenen Unternehmenswerte oder einer verbesserten Gewinnspanne. Auf diesem Wege wird eine gründliche und ausgefeilte Materialbilanz im Grunde zur Rezeptliste für die Gestaltung eines nachhaltigen, verantwortungsvollen und transparenten Produkts. Dies beginnt mit der Substitution umweltschädlicher Materialien durch regenerative Alternativen und deren Integration in das Produktdesign; zieht sich in der sorgfältigen Wahl nachhaltiger Verarbeitungsmaßnahmen fort; und endet mit der Prozess-Einbindung deiner Lieferanten, um die Durchführung und einen transparenten Datentransfer zu meistern. Letztlich ist es die Kombination all dieser Maßnahmen, die dabei hilft, ein wirklich nachhaltiges Produkt herzustellen und zu fördern.
Innerhalb eines PLM-Systems lässt sich ein Großteil des Produktdokumentationsprozesses automatisieren, einschließlich der Erstellung genauer und vollständiger Stücklisten. Diese können von Saison zu Saison übernommen und angepasst werden, um sowohl kleineren als auch größeren Änderungen gerecht zu werden und manuellen Fehlern vorzubeugen. Durch das kollaborative Plattform-Design ermöglicht eine PLM-Software außerdem allen involvierten internen und externen Parteien, relevante produkt- und prozessbezogene Dateneingaben und -ausgaben bereitzustellen und zu genehmigen.
Kollaborativ bedeutet hier auch, dass deine Konstruktions- und Fertigungsteams in ein und derselben Plattformumgebung arbeiten, was eine frühzeitige Abstimmung zwischen der Designintention und Produktrealisierung ermöglicht. Auf diese Weise wissen Designer und Produkttechniker bereits in der Anfangsphase, ob Designanforderungen wirklich umsetzbar sind, und können Alternativen anbieten, bevor sich Probleme beim Prototyping überhaupt erst ergeben können. Das ermöglicht eine schnelle und präzise Freigabe bereits im frühen Stadium.
Vollständige Stücklisten legen den Grundstein für eine ressourceneffiziente und hochwertige operative Wertschöpfungskette. Doch um echte Nachhaltigkeit zu erreichen, muss das gesamte digitale Ökosystem auf dieses Ziel ausgerichtet sein.
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