Fashion ESG Legislation 2023
Nachhaltigkeit

EU-Richtlinien und deren Auswirkung auf ESG in der Modebranche - 2023

Der legislative Druck auf die Branchen, die bedeutende Umweltprobleme verursachen, ist zunehmend spürbar. Die Modebranche, die in der Hinsicht einer der Hauptakteure ist, ist nun auch unter der Lupe.

Die EU-Richtlinien haben im letzten Jahr einen Wandel durchlaufen, mit dem Ziel, die rechtlichen Instrumente zur Durchsetzung branchenweiter Veränderungen zu schaffen. Aber inwiefern ist dein Business von diesen Richtlinien betroffen? Wir haben den Einfluss der neuen Richtlinien auf die ESG-Agenda zusammengefasst und die Bedeutung für dein Mode-Business festgestellt.

Die Daten, die zur Berichterstattung von ESG Tätigkeiten erhoben werden, befassen sich mit den Kriterien bezüglich Umweltschutz, sozialer Gerechtigkeit und guter Unternehmensführung.

 

Umweltschutz – Umwelt-Standards prüfen, wie gut ein Unternehmen bezüglich Abfallwirtschaft sowie Reduzierung der Ressourcenerschöpfung und Umweltverschmutzung abschneidet. Wirksame Umweltinitiativen sind zum Beispiel die Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts, die Nutzung von regenerativen Energiequellen und ein verminderter Einsatz von toxischen Chemikalien.

 

Soziale Gerechtigkeit – Der soziale Aspekt von ESG befasst sich mit der Art und Weise, wie ein Unternehmen seine Beziehungen zu Mitarbeitern, Zulieferern und Kunden in der Lieferkette gestaltet. In der Praxis bedeutet das z.B. ethische Lieferketten zu betreiben, sichere Arbeitsbedingungen zu garantieren, Diversität zu unterstützen und ein faires Gehalt auszuzahlen.

 

Gute Unternehmensführung – Zu guter Unternehmensführung gehören Faktoren wie Aktionärsrechte sowie Vielfalt im Vorstand und bei der Entscheidungsfindung. Bei einem hohen Führungs-Standard wird sichergestellt, dass das Unternehmen transparent arbeitet und keine Interessenkonflikte entstehen.

Zeitplan der EU-Richtlinien zu ESG mit Auswirkungen auf die Mode- und Bekleidungsindustrie

Zeitstrahl der anstehenden EU-Richtlinien zu ESG in der Modebranche

Die Liste der anstehenden neuen EU-Verordnungen sowie die laufenden Änderungen und Ergänzungen ist lang und vielfältig. Die folgenden vier Richtlinien und deren Einfluss auf deine Marke zu verstehen ist der Schlüssel zum Business Erfolg und wird sicherstellen, dass du für die Zukunft abgesichert bist.

 

 

EPR

 

Bei Der Extended Producer Responsibility (zu Deutsch: erweiterte Herstellerverantwortung) Richtlinie steht das Problem des Industriemülls im Vordergrund. Mit dieser Gesetzgebung werden Firmen eine bedeutende finanzielle oder physische Verantwortung für die Umweltbelastung jedes ihrer Produkte tragen. Ziel der EPR ist es, das Design-Thinking zu fördern, den kompletten Lebenszyklus eines Kleidungs- oder Schmuckstücks in Betracht zu ziehen und somit den Abfall an der Quelle zu vermeiden. Vor allem sollen Produzenten in ihrem Design von umweltfreundlichen Produkten unterstützt werden und das Reduzieren von Müll bzw. Eingliederung von Recycling soll belohnt werden. Zu den Daten, die eine Marke zur Einhaltung der EPR erheben muss, gehören die Zusammensetzung eines Produkts und die zu seiner Herstellung verwendeten Materialien, die während des gesamten Produktlebenszyklus entstehenden Emissionen und Abfälle, die Recyclingfähigkeit, Verwertbarkeit und Wiederverwendbarkeit des Produkts sowie seine Verpackung und die Art der Entsorgung.

 

 

CSRD

 

Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (zu Deutsch: Richtlinie hinsichtlich der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen) sind sogar kleine bis mittelgroße Unternehmen dazu verpflichtet, auf ihre Arbeitsabläufe zu achten. Zusätzlich zur Datenerfassung und Veröffentlichung von Informationen bezüglich Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit werden Firmen unter der neuen CSRD aufgefordert, sich an eine detaillierte Berichterstattung zu halten, die Prüfungen unterzogen werden kann. Marken können bereits jetzt damit beginnen, Umweltdaten wie beispielsweise Emissionen und Abfallaufkommen, Sozialdaten wie Mitarbeiterfluktuation und Diversität sowie Unternehmensdaten wie die Zusammensetzung des Verwaltungsrats und Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung zu erfassen, um für spätere Audits gerüstet zu sein.

 

 

CSDDD

 

Die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (zu Deutsch: Richtlinie zu unternehmerischen Sorgfaltspflichten) ist die bedeutende Vorschrift, mit der die Sorgfaltspflicht von Unternehmen festlegt wird. Ziel ist es, negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Menschenrechte innerhalb eines Unternehmens und seiner Wertschöpfungsketten zu ermitteln und zu beseitigen sowie langfristig zu verhindern. Darüber hinaus müssen große Unternehmen sicherstellen, dass ihre Geschäftstätigkeit im Einklang mit dem Pariser Abkommen zur Begrenzung der globalen Erwärmung steht. Zu den Lieferketten-Daten, die Marken sammeln müssen, gehören Informationen über die Treibhausgasemissionen des Unternehmens, den Wasserverbrauch, die Abfallentsorgung und die Verwendung gefährlicher Chemikalien, Informationen über die Beschaffung von Rohstoffen sowie Einzelheiten über die Arbeitsbedingungen bei Lieferanten, wie Löhne, Arbeitszeiten und Sicherheitsmaßnahmen.

 

ESPR

 

ESPR steht für Eco-Design for Sustainable Products Regulation, zu deutsch “Ökodesign Richtlinie” und befasst sich mit der Kreislaufwirtschaft und Ressourcennutzung. Ziel ist es, die Energieleistung und Nachhaltigkeit von Produkten zu verbessern sowie Kreisläufe an Stelle von linearen Abläufen zu schaffen. Die Hersteller werden hier mit Anforderungen an die Haltbarkeit, Recyclingfähigkeit, Wiederverwendbarkeit, Aufrüstbarkeit und Reparierbarkeit sowie an den Recyclinganteil ihrer Produkte und deren ökologischen Fußabdruck erfüllen müssen. Die Erfassung von Daten zu diesen Produkteigenschaften wird eine wichtige Rolle bei der Einhaltung der ESPR spielen. Um mehr Transparenz für Verbraucher sowie zugleich auch die ganze Modebranche zu schaffen, wird es zukünftig einen Digitalen Produktpass für alle Artikel geben. Der Pass soll dazu beitragen, dass Verbraucher sich bewusst für ein Produkt entscheiden können und außerdem als Informationsquelle für den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft dienen.

 

 

Die Macht von Daten in der Modewelt

 

Wusstest du, dass 80% der Umwelteinflüsse eines Produkts im Design entstehen? Das heißt, dass du als Marke die Möglichkeit sowie die Verantwortung hast, das Design deiner Produkte zu überdenken. Um das möglich zu machen, solltest du  Daten zu all deinen Artikeln sammeln und so strukturieren, dass du einen Einblick in die Bereiche erhältst, in denen deine Marke sinnvolle Änderungen vornehmen kann. Informationen darüber, wie eure Stoffe gefärbt werden, können beispielsweise auf schädliche Chemikalien aufmerksam machen, die leicht durch umweltfreundlichere Optionen ersetzt werden können.

 

In Bezug auf die neuen EU Richtlinien sind die Daten, mit denen der Bericht über die ESG-Standards einer Firma erstattet wird, unabdingbar, wenn es darum geht zu prüfen, ob alle Verfahren mit den aktuellen und künftigen Richtlinien übereinstimmen.

 

 

Die wichtigsten Auswirkungen der neuen EU-Gesetze und -Richtlinien auf deine Marke

Auswirkungen der neuen EU-Richtlinien auf ModemarkenDie anstehenden Änderungen der EU-Gesetzgebung hören sich zunächst einmal etwas abstrakt an. Du fragst dich wahrscheinlich, was das nun für dich und deine Firma bedeutet. Hier sind die drei wichtigsten Auswirkungen auf Modemarken:

 

  1. In erster Linie bedeuten diese Änderungen, dass du und deine Hersteller gemeinsam Verantwortung für jedes einzelne Produkt, das auf den Markt gebracht wird, übernehmen müsst. Ihr seid also gesetzlich dazu verpflichtet, in Betracht zu ziehen, was mit euren Produkten nach der Nutzung passiert. Um den Wandel von einer Linearwirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft zu schaffen, will die EU Hersteller für das was sie auf den Markt bringen verantwortlich halten.

  2. Firmen werden sich ebenfalls mit dem Digitalen Produktpass vertraut machen müssen und sollten wissen, was dieser von ihnen verlangt. Dieser Teil der neuen ESG-Richtlinien, der unter die ESPR fällt, wird detaillierte Informationen über den Bestand und die Produktionsmethode jedes Produkts erfordern. Ziel ist es, den Verbraucher über die Recyclingfähigkeit des Artikels zu informieren. Um die Anforderungen des Digitalen Produktpasses zu erfüllen, ist es für dich als Marke deshalb unerlässlich, einen klaren Überblick über die Daten all deiner Produkte zu haben.

  3. Zuletzt muss die Modebranche auf lange Sicht die heutigen Design-Konzepte überdenken. In Zukunft werden Artikel, die vielseitig, langlebig, nachhaltig, wiederverwendbar und recycelbar sind und damit die ESG-Kriterien erfüllen, im Fokus stehen. Sowohl die anstehenden EU-Richtlinien als auch der Wunsch vieler Verbraucher, nachhaltigere Modeartikel zu kaufen, erfordern neue Design-Konzepte.

 

 

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